Wer am Donnerstagabend gegen 20.30 Uhr an der Martin-Luther-Kirche vorbeikam, hätte meinen können, es sei schon Weihnachten. Orchester, Chöre und hunderte von Besuchern intonierten feierlich mit Pauken und Trompeten drei Strophen „O du fröhliche“. Mit diesem Vorgeschmack auf das Fest der Feste endete ein vielfältiges musikalisches Programm, das ca. 150 Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums eindrucksvoll präsentiert hatten.
Auffällig war dabei wieder einmal die große stilistische Bandbreite des vorweihnachtlichen Repertoires: Vor dem Schlusschoral hatte das Schulorchester noch populäre Big Band-Klassiker lässig mit bekannten Weihnachtsliedern verknüpft. So kam das sonst eher getragene „Stille Nacht“ in Kombination mit dem Fünf-Viertel-Takt aus „Take Five“ plötzlich ungewohnt erfrischend daher. Diese jazzige Laune hatte gefühlvoll vorgetragene Chormusik des Vokalpraktischen Kurses abgelöst, der unter der Leitung von Rosina Machill zwei britische Weihnachtslieder vorbereitet hatte. Die schlichte Greensleeves-Melodie lässt die Anbetung der Hirten in „What child is this?“ mit innigem Klang spürbar werden.
Zuvor hatte das Vororchester unter dem Dirigat von Daniel Reichert musikalische Kontraste gesetzt: Neben einem mysteriös anmutenden Christmas-Rock erklang klassische Musik im Zeitraffer. Verschiedenste Elemente aus dem zweistündigen Ballett „Der Nussknacker“ von Piotr Tschaikowski – vom Tanz der Zuckerfee bis zum wilden Trepak – wurden dem Publikum in nur drei Minuten vor Ohren geführt.
In der Mitte des Konzertprogramms stand in diesem Jahr erstmals ein komplettes Musical in Kurzform. Katja Möhle hatte mit dem Schulchor eine Folge von pointierten Spielszenen und ansprechenden Chorliedern eingeübt, die die Weihnachtsgeschichte aus einer ganz besonderen, nämlich himmlischen Perspektive erzählt: Ein neuer Stern mit einem Spezialauftrag sorgt für Unruhe am Nachthimmel.
In der ersten Hälfte des Konzertverlaufs hatten sich zuvor Stücke der Bläsergruppen mit Arrangements des Streicherensembles abgewechselt. Letzteres hatte mit Meike Winter internationales Liedgut beispielsweise aus Holland, Ungarn und Italien zusammengestellt und in der Pizzicato-Polka bewiesen, dass Streichinstrumente auch durch Zupfen überzeugen können. Die Bläserklasse 6 sowie die noch ganz jung gestartete Bläsergruppe der Stufe 5 präsentierten traditionelle Adventsmusik wie den Choral „Macht hoch die Tür“. Eröffnet hatte das Schulorchester unter dem Dirigat von Daniel Höwekenmeier den Abend mit einer groß angelegten Originalkomposition: In der Konzertouvertüre „Monumentum“ wird ein impulsiver Mittelteil mit überraschenden Taktwechseln eingerahmt von emphatischen Melodielinien und imposanten Klangschichtungen.
So war der musikalische Grundstein gelegt für einen großen Bogen von der Advents- zur Weihnachtsmusik, den das Publikum in der gut gefüllten Kirche am Ende des über 90-minütigen Programms mit lautem Gesang und viel Applaus würdigte.