Die Verantwortung der Wissenschaft - Das ist das Schlüsselthema des Theaterstücks „Die Physiker“. Im Jahr 1961 veröffentlichte Friedrich Dürrenmatt seine Komödie, welche schon im folgenden Jahr uraufgeführt wurde. Seitdem wird das Stück wieder und wieder auf Bühnen performt, ebenso wie auch in der Stadthalle am Mittwoch, 12. Februar 2020, für 233 Schüler*innen der Stufen 8 bis Q1 des Städtischen Gymnasium Gütersloh. Viele der Klassen hatten das Buch bereits im Unterricht gelesen und konnten sich voller Vorfreude auf die Physiker in ihrer Rolle konzentrieren, sie bestaunen und beobachten.

Zu Anfang wurden die Schüler*innen und auch die begleitenden Lehrer*innen von einem der insgesamt vier Darsteller darüber aufgeklärt, wie es zu einer solchen Komödie im 20. Jahrhundert kam: Zu dieser Zeit fand der sogenannte Kalte Krieg statt und die Menschheit stand am Rande des dritten Weltkriegs. Das Theaterstück begann nun damit, dass der Kriminalinspektor Richard Voß sich auf einem Stuhl niederließ und begann vor sich hinzusprechen, um somit die gesamte Aufmerksamkeit auf sich und seine Überlegungen zu ziehen, nachdem eine zweite Krankenschwester in der psychiatrischen Anstalt, in der die drei Physiker Einstein, Newton und Möbius eingeschrieben sind, erdrosselt worden war. Der Inspektor saß nervös und überfordert auf dem Stuhl, bis die Ärztin Fräulein Doktor von Zahnd auf ihn traf. Und so versuchte die etwas ältere, blonde Frau in dem weißen Kittel, den offensichtlich aufgebrachten Inspektor zu beruhigen und ihm die Situation zu schildern. Nach einer hitzigen Diskussion nahm auch der Protagonist Möbius an dem Gespräch teil und betrat die Bühne. Möbius wurde von einem älteren Herrn gespielt, der überzeugend in seine Rolle schlüpfte und die Spannung der Szene steigen ließ. Das Stück wurde fortgesetzt, bis ein weiterer Physiker mit langen grauen Haaren und Hut auftauchte und der Schauspieler des Inspektors verschwand, um ein paar Minuten später als neu gekleideter dritter Physiker dazuzustoßen.
Mit viel Interesse verfolgten die Schüler*innen das Theaterstück, waren jedoch zwischenzeitlich irritiert, da auf einige Schlüsselszenen der Handlung verzichtet wurde und von der ursprünglichen Szene in der Komödie abgewichen wurde. Die Handlung wich besonders nach der Enthüllungsszene der Physiker als Geheimagenten der USA und der Sowjetunion ab, als eine seriöse Liebesgeschichte zwischen der Ärztin und Möbius vermutet wurde. Im Original hingegen gestehen Möbius und die dritte Krankenschwester Monika sich gegenseitig ihre Liebe, was ihn dazu verleitet, sie umzubringen, um die Welt vor seinen Entdeckungen zu schützen.
Trotz Verwirrung bemerkten die Zuschauer mit der Zeit, welche Intention und vor allem welche Wirkung das Stück auf die Schüler*innen haben sollte und es gab nichtsdestotrotz zum Ende der Vorführung einen kräftigen Applaus der Klassen, da sie sich nun nicht nur ein vollständiges Bild von den Charakteren des Stückes machen konnten, sondern auch eine überzeugend und gutverkörperte Show zu Gesicht bekamen, die sie mehr als begeisterte. Zum endgültigen Schluss der erfolgreichen Aufführung hielt der Darsteller von Möbius noch eine kurze Rede, in der er die Verantwortung, die wir für die Menschheit und die Welt, auch bezogen auf die Umwelt, haben, nochmal ansprach. Und mit diesen wichtigen Worten nahm das Theaterstück ein Ende.
von Katharina Timphus, Kl. 9e