Nach zwei Jahren des durch die Osthushenrich-Stiftung maßgeblich geförderten Projekts „Förderung begabter Kinder in der Internationalen Klasse“ am Städtischen Gymnasium ziehen alle Beteiligten eine sehr positive Bilanz: Mit der Integration von 8 Schülerinnen und Schülern in den gymnasialen Regelunterricht ist das Ziel, die Potentiale begabter Kinder zu fördern, erreicht.
Aktuell gibt es am SG drei Internationale Klassen mit insgesamt 37 Schüler*innen aus verschiedenen Herkunftsländern. Das Ziel dieser IK ist es, die Schüler*innen ins Regelsystem zu integrieren und den Erwerb eines deutschen Schulabschlusses zu ermöglichen. Dafür werden den Schulen eine begrenzte Anzahl von Stunden vom Land zur Verfügung gestellt. Diese reichen jedoch nicht aus, um die Potentiale begabter Kinder über den Unterricht in den Hauptfächern Deutsch, Mathe und Englisch hinaus zu fördern. Das von der Osthushenrich-Stiftung auf zwei Jahre ausgelegte Projekt „Förderung begabter Kinder in der Internationalen Klasse“ ermöglichte durch die Bereitstellung von € 4.800 die Finanzierung dieses zusätzlichen Unterrichts.
Zwei auf Honorarbasis beschäftigte externe Lehrkräfte erteilten Unterricht in den Fächern Kunst und Biologie, zudem konnten mit Hilfe der Unterstützung der Osthushenrich-Stiftung zusätzliche Stunden in naturwissenschaftlichen Fächern bereitgestellt werden. „Wir haben festgestellt, dass insbesondere die Fächer Kunst und Naturwissenschaften dazu beitragen, dass Schüler*innen mit Flucht- und Migrationserfahrungen ihre Fähigkeiten und Talente besser entwickeln können“, erläutert Britta Jünemann, stellvertretende Schulleiterin, den Schwerpunkt des Projekts. Das ganzheitliche Lernen in Kunst und Biologie als Naturwissenschaft habe die Lernmotivation erheblich gesteigert, ergänzt Jünemann.
In zahlreichen künstlerischen Projekten bekamen die Schüler*innen die Zeit und den Raum, ihre kreativen Fähigkeiten weiterzuentwickeln sowie Konzentration, Ausdauer und Selbstwirksamkeit zu erleben. „Es war auch schön zu beobachten, dass die Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichsten Ländern zu einer Gruppe zusammenwuchsen, indem sie miteinander an einem gemeinsamen Projekt gearbeitet haben“, beschreibt die Kunstlehrerin Edeltraut Lübbert. So nahmen sie am Recyclingpreis der Stadt Gütersloh teil, arbeiteten als Gruppe am Projekt Hundertwasserhaus oder gestalteten eigene Mandalas.
Neben dem Kunstunterricht erhielten die Kinder über den Projektzeitraum hinweg zwei Stunden in Naturwissenschaften (Biologie) pro Woche. Inhaltlich stand hier die Humanbiologie im Mittelpunkt, weil die Vorkenntnisse zu Beginn sehr unterschiedlich gewesen seien, so Gudrun Kelle, Biologielehrerin. Einige Kinder hätten schon mehrere Jahre Biologieunterricht in ihrer Heimat gehabt, für andere sei es total neu gewesen. „Aber die naturwissenschaftliche Herangehensweise, sich Fragen wie zum Beispiel ‚Warum müssen wir atmen?‘ zu stellen, und durch Versuche und Überlegungen Dingen auf den Grund zu gehen, war für alle sehr motivierend“, erklärt sie im Abschlussgespräch. Auch die Schüler*innen, insgesamt sehr motiviert und engagiert, äußerten sich lobend. Es habe ihnen Spaß gemacht, jede Stunde etwas Neues zu lernen. Insbesondere der praktische Anteil in den Naturwissenschaften sei hier besonders hervorzuheben, geht es aus dem Abschlussbericht hervor: „So konnte neben der Vermittlung von Deutschkenntnissen auch die Motivation gesteigert werden, was sich wiederum vorteilhaft auf die Bereitschaft, die deutsche Sprache zu lernen und sich so auf den Regelunterricht vorzubereiten, positiv auswirkte.“
Inspiriert von diesem Erfolg richtete das SG anschließend aus eigenen Ressourcen Physikunterricht ein. „Das Projekt der Osthushenrich-Stiftung bietet uns zudem die Möglichkeit, das nachhaltige Unterrichtskonzept weiterzuentwickeln. So haben die Schüler*innen auch Unterrichtsstunden zum Sozialen Lernen, die durch unsere Schulsozialarbeiter*innen gestaltet werden“, ergänzt Jünemann abschließend. Dass die Schüler*innen dank der finanziellen Unterstützung ihre Potentiale entfalten können, freut auch die Geschäftsführerin der Osthushenrich-Stiftung, Claudia Holle. „Wenn nur die Sprache das Hemmnis ist, wäre es schade, dass der Abschluss nicht dem Können entspricht. Da möchten wir gern unterstützen“, so Holle.
Mit dem Ergebnis, dass dank des Projekts innerhalb der letzten zwei Jahre insgesamt acht Schüler*innen in den Regelunterricht am Gymnasium integriert werden konnten, sind die stellvertretende Schulleiterin und die Lehrkräfte der IK sehr zufrieden. Zwei dieser Schülerinnen arbeiten mittlerweile sehr erfolgreich in der Oberstufe mit. Weitere Schüler*innen konnten nach zwei Jahren erfolgreich an der Realschule, einer Gesamtschule oder den Berufskollegs in die dortigen Regelklassen eingegliedert werden.
von Miriam Grundmeier