Am Ende des Pädagogischen Tages, der am 05.10.2021 am Städtischen Gymnasium stattfand, zog Schulleiter Axel Rotthaus eine positive Bilanz: „Im ersten Lockdown haben wir sehr spontan mit Einsatzbereitschaft und Innovationsfähigkeit den Distanzunterricht gestaltet und uns in den letzten eineinhalb Jahren dynamisch weiterentwickelt. Wir setzen uns mit der Frage auseinander, wie wir die digitalen Medien langfristig gewinnbringend im Präsenzunterricht einsetzen können.“ Ein Expertenteam um Frajo Ligmann war dafür nach Gütersloh eingeladen worden, um den Kolleg*innen in verschiedenen Workshops digitale Tools und Apps sowie deren Einsatz im Präsenzunterricht vorzustellen.
Rotthaus formulierte zu Beginn des kollegialen Fortbildungstages drei Ziele:
- Die Vertrautheit und Kompetenz mit digitalen Medien und deren Einsatz im Unterricht erweitern und festigen,
- die Auseinandersetzung mit didaktischen Kompetenzen, um eine förderliche Lernumgebung mit digitalen Medien zu schaffen, und zuletzt
- die Entwicklung gemeinsamer Überzeugungen bezüglich dieser digitalen Einsatzmöglichkeiten.
Der Impulsvortrag von Frajo Ligmann, Lehrkraft am Einhard-Gymnasium Aachen und Fachleiter für Informatik in Jülich und Aachen, überzeugte mit Fakten auf eindrucksvolle und gleichzeitig unterhaltsame Art, dass Schule gerade wegen der zunehmenden Digitalisierung eine Neuausrichtung brauche. „Kommt ein neues Leitmedium, verändert das die Bildung komplett. Das war schon so bei der Sprache, der Handschrift und dem Buchdruck zu beobachten“, erklärte er. Im Zuge dessen veränderten sich auch Kompetenzen: Verfügbares Wissen durch Auswendiglernen sei immer noch wichtig, aber da Wissen heutzutage auch überall verfügbar sei, müssen man eben nicht mehr alles auswendig wissen. Dahingegen habe die Bedeutung, beurteilen zu können, ob die Quelle glaubwürdig sei, deutlich zugenommen. „Wir müssen die Schüler*innen für deren Zukunft fit machen“, so Ligmann. Dabei spielten die Kompetenzen Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken eine essentielle Rolle.
Dass bei der Umsetzung aller Kompetenzen im Unterricht natürlich nicht ausschließlich digitale Medien im Unterricht das Allheilmittel seien, machte Ligmann aber ebenso deutlich. Die Möglichkeit, digitale Medien einzusetzen, bedeute nicht, dies immer zu tun. Besonders wichtig bleiben vor allem eine gute Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern sowie ein gutes Lernklima. Analoger Unterricht könne auch im Jahr 2021 und darüber hinaus guter Unterricht sein, so Ligmann.
Anschließend konnten alle Kolleg*innen Workshops zahlreiche digitale Tools und Apps kennenlernen und sich mit deren Einsatz im eigenen Unterricht auseinandersetzen. Themen waren hier interaktive Videos und Lerninhalte, das Flipped Classroom-Prinzip, Lernen mit dem Tablet im Fremdsprachenunterricht, Leistungsdifferenzierung durch multimediale Arbeitsblätter oder digitale Werkzeuge, das Erstellen multimedialer eBooks sowie die Aktivierung und Individualisierung von Lernen durch den Einsatz digitaler Apps.
„Die Workshopinhalte passen unmittelbar in den Kontext unseres alltäglichen Lernens und sind nichts, was fernab unserer Realität von Experten, sondern auch von uns angewendet werden kann und den Unterricht bereichern wird“, würdigte Kathrin Kortenjan, eine der vier Organisator*innen des Pädagogischen Tages, die Inhalte der Fortbildungen. Die positive Dynamik in den Workshops war nicht allein Ergebnis der geschickten Moderation von Frajo Ligmann, Gianna Pezzolla, Nina Bücker, Günal Incesu und Lukas Schreckenberger. Das Kollegium habe eine große Portion Neugierde und Wissbegierde mitgebracht, was den Austausch sehr angenehm gemacht habe, unterstrichen die Moderator*innen am Ende des Tages. Ebenfalls angetan von den Erkenntnissen des Tages zeigte sich Michael Brunnert: „In Bezug auf den Unterricht konnten die Referent*innen eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass nicht die komplizierteste App den besten Unterricht macht, sondern Lehrer*innen mit sehr basalen technischen Tools anspruchsvolle und motivierende Lernumgebungen gestalten und den Lernprozess gewinnbringend begleiten können. Spannend, diesen fundamentalen Wandel mitzuerleben und mit gestalten zu können!“
Abschließend resümierte Schulleiter Rotthaus, die Ziele des Tages seien auf den Weg gebracht und der Prozess erfolgreich angestoßen. Für die Unterstützung der kompetenten Referent*innen und die Offenheit der Kolleg*innen, diese Ziele so engagiert anzugehen, bedankte er sich. „Der Tag heute hat - vor allem durch den Impulsvortrag - ein Bewusstsein geschaffen für den Umbruch, in dem wir uns als Gesellschaft und somit auch als Schule befinden. In diesem Bewusstsein und mit dem Know-how aus den Workshops können wir nun weiterarbeiten und mit Blick auf die Digitalität in der Schule - hoffentlich - einen großen Schritt nach vorne machen“, beurteilten die Organisator*innen Julius Lucas, Michael Brunnert, Kathrin Kortenjan und Christian Hund den Pädagogischen Tag.