Es ist eine uralte Binsenweisheit aus dem Vokabular der Großeltern, aber „There’s no business like show business” hat sich beim jährlichen „School Exchange Entertainment” zwischen Broxtowe und Gütersloh am 23. Februar wieder komplett bewahrheitet. Dies war keine Schulveranstaltung, in der Jugendliche Kostproben des Musiklebens ihrer Klassen und AGs gaben. Es wurde präsentiert, was die Mädchen und Jungen in ihrem Leben umtreibt. Dabei ist der sehnliche Wunsch, diese Elemente mit einem Publikum zu teilen, ist so ungebrochen wie willkommen. Auch 2018 fand das Gütersloher Gymnasium wieder zusammen mit den Broxtower Comprehensive Schools Alderman White und George Spencer.
Startschuss: Bereits als Lernende wurde Vanessa Baden zur Tanz-Ikone unserer Schule – wie sie mit den Jüngsten ihrer Tänzerinnen, den “Jumping Jive Madonnas” der 6. Klassen, Brit Nicoles „The Sun Is Rising” eingeprobt hat, dürften diese anmutigen, rhythmisch begabten und perfekt gecoachten Mädchen wohl kaum als Unterrichtsinhalt betrachtet haben.
Nach den launigen Worten von SG-Chef Axel Rotthaus sowie Exchange-Boss Karsten Stephan brachte die britische Pianistin Emily March mit ihrer französischen Vokalpartnerin Amélia Chardon in erstaunlicher vokaler Harmonie „Havana”; Amélia legte mit Adeles „When We Were Young” so klar wie romantisch nach – ebenso anrührend später Emilys „Lost Boy” von Ruth B.
Der singende Gitarrist Leonard Kelle ist Teilen des Publikums aus bisherigen Auftritten bestens bekannt. Dass er sich für dieses Jahr den Protestsong „The War Drags On” ausgesucht hat – von Donovan Leitch 1965 gegen den Vietnamkrieg gesungen – zeugt von Sensibilität gegenüber der aktuellen Weltlage. Man konnte gar nicht anders, als seinem intensiven Vortrag samt expressiver Gitarrenarbeit voller Syrien-Bilder im Kopf zuzuhören.
Schon immer eine Performerin, welche die Bühne liebt, ja geradezu braucht, konnte Xenia Twarz uns nach Leos Anti-Kriegs-Song dank ihrer charmanten, augenzwinkernden Version von Shania Twains kokettem Countryhit „That Don’t Impress Me Much” in die Leichtigkeit des Seins zurückführen. Romantik blieb jedoch Trumpf des Abends – Karen Deppermann hatte sich für ihren schönen Vortrag von Adeles „A Million Years Ago” Jens Hullermann als Begleiter gewünscht, der ihr entsprechend einfühlsam assistierte, als sei man längst gemeinsam auf Tournee.
Kontrastprogramm – „unsere” Anna Dörscheln traute sich in diesen auf vielfältige Konfrontation gebürsteten Zeiten nicht nur ein Poetry Slam zum Thema Einigkeit zu, sondern präsentierte ihre klugen Gedanken souverän auf Englisch: „Unity”!
Rosa Buse (Gesang) und Cathi Justus (Gesang und Gitarre) unterhielten danach blendend und temperamentvoll mit Emeli Sandés „Read All About It” und – hey, da ist sie wieder – Adeles „Love Song”. Für The Offsprings Ode an das Selbstvertrauen, „Self Esteem”, kam Melanie Babik am Klavier dazu – das Trio fand sich erst während der Proben! – und beschloss eine erste Serie, die zwar ordentlich überzog, aber keine Sekunde gelangweilt hatte – im Gegenteil!
Zum Auftakt des zweiten Teils zeigten Alina Del und Selin Sait Sali, Schülerinnen aus der Klasse 6d des SG, so kess wie im letzten Jahr, dass man sich auch ohne Coach-Lady auf die Bühne trauen kann: Ihr „Let It Bump”-Vortrag von Missy Elliott hatte Witz und Eleganz. Toby Graham setzte sich anschließend ganz allein an den Flügel und brachte uns seine eigene Komposition „Song w/no Name” nahe. Ein erstaunlicher Vortrag, der deutlich machte, dass manche Talente im wahrsten Sinne schlummern.
Ältere Zuschauer mögen sich der langjährigen Musical Band des Gymnasiums entsinnen. Aus dieser trat nun Gitarrist Wolfgang Gabel auf, zu ihm gesellte sich der Moderator des Abends, Uli Twelker, als singender Schlagzeuger. Mitgebracht hatten die beiden „Brother Act”-Veteranen Kinopianist Jens Hullermann sowie den Ex-Elternpflegschaftsvorsitzenden Dr. Ulrich Lienke am Saxophon. Als „Highway 61 R&B Quartett” (die Namensidee „The Brixit Four” wurde kurzfristig verworfen) brachte man den Soul-Evergreen „Ain’t No Sunshine”, das swingende Sklaven-Epos „Work Song” sowie „Winter Leaves”, eine Version von „Autumn Leaves”, allen Künstlern dieses Abends angemessen auf Englisch, Französisch und Deutsch vorgetragen.
Mit „Half The World” von den aus dem Broxtowe-nahen Manchester zur Weltkarriere gestarteten Skandalrockern Oasis, gaben Gitarristin Megan Lamplaugh und Sängerin Charlotte Easton den Radaubrüdern Gallagher eine attraktiv-alternative zarte Note, ehe Paula Laß dank Yirumas „River Flows InYou” zur Romantik zurückführte.
„Drummer Battle, Hardrock, Comedy”: Die vollmundige Ankündigung der Vorjahres-Champions Yannick Tigges und Marian Hawrylo erfüllte sich komplett: Was diese beiden da rhythmisch krachen ließen, wie sie Leonard Kelle mit beherzten Ausflügen in die Gitarrenwelt von Deep Purple oder Black Sabbath einbauten und sich anschließend wie Las-Vegas-Routiniers mitten im Schlagzeugsolo Trommeln klauten, begeisterte alle, ehe das bezaubernde Duo Karen Deppermann & Xenia Twarz mit „City Of Stars” aus dem Musical La La Land dem erstklassigen Abend ein angemessen verträumtes Finale für den Heimweg gaben. See you in February 2019!!
Uli Twelker