20.12.2022 (älterer Beitrag)

In der Sprache von Jesus Christus gesegnet

Einen ganz besonderen Weihnachtssegen erhielten die syrisch-orthodoxen Schüler*innen des Städtischen Gymnasiums in diesem Jahr kurz vor Weihnachten: Das Oberhaupt ihrer Glaubensgemeinschaft in Deutschland, Philoxenus Mattias Nayis, stattete ihnen einen ausgedehnten Besuch ab, um eine Weihnachtsandacht zu halten.

Mit einem Lichtermeer und traditionellen religiösen Gesängen hießen die Schüler*innen ihren Erzbischof in der Aula willkommen, der auf Aramäisch die Weihnachtsandacht hielt und anschließend noch auf ihre Fragen antwortete. Zum Abschluss sangen die 127 Schüler*innen, beeindruckend choral choreografiert, „Gloria“ in der Sprache Jesus Christi, um ihren Erzbischof zu ehren.

Seit fünf Jahren gehört der syrisch-orthodoxe Religionsunterricht am Städtischen Gymnasium zum festen Bestandteil des Stundenplans und wird parallel zu katholischem und evangelischem Religionsunterricht sowie zum Unterricht in Praktischer Philosophie angeboten. Was vorher außerunterrichtlich organisiert war, ist jetzt fest verankert im Schulalltag, versetzungswirksam und vollwertig. „Uns war wichtig, dieses Angebot machen zu können“, sagte Britta Jünemann, Religionslehrerin und stellvertretende Schulleiterin, die es 2017 am SG eingeführt hat, im Gespräch mit dem Erzbischof und den begleitenden Vertretern des Kirchenkreises. Unterrichtet werden die Schüler*innen der Sekundarstufe 1 bis Klasse 9 von Diakon Amanuel Dag und Pfarrer Isa Acar. Der Unterricht werde gute angenommen und die Schüler*innenzahlen seien in den letzten Jahren auch deutlich gestiegen, bestätigt Religionslehrer Dag die positiven Auswirkungen dieses Angebots. Auch Augin Yalcin, Landeskoordinator für syrisch-orthodoxe Religionslehre in NRW, lobte die Zusammenarbeit mit dem SG und betonte, dass der Religionsunterricht wichtig für die Identität, aber auch für die Integration sei.

Der syrisch-orthodoxe Religionsunterricht für die Oberstufe sei in Vorbereitung, so Yalcin. Corona habe die vor rund zwei Jahren aufgenommenen Gespräche mit dem Schulministerium in den Hintergrund rücken lassen. Aktuell fehlen Lehrplan und pädagogisches Personal, so dass den Syrisch-Orthodoxen in der Sekundarstufe II oft nur übrigbliebe, in die katholischen oder evangelischen Kurse zu wechseln. Nun wolle man aber die Gespräche wieder aufnehmen.

Die Kirche, so Erzbischof Nayis, freue sich über diese Freude an Bildung. Besonders wichtig sei ihr aber, dass die Schüler*innen sich zu guten Menschen entwickeln, die ein Leben im christlichen Sinne führen. Begleitet wurde der Erzbischof von dem Landesbeauftragten für syrisch-orthodoxe Religionslehre Adnan Mermertas und dem Landeskoordinator Yalcin sowie dem Bürgermeister Norbert Morkes, die gemeinsam neben dem Städtischen Gymnasium auch die Grundschulen Pavenstädt und Overberg besuchten. „Ich sehe das als Zeichen von Wertschätzung und Verbundenheit“, sagt Morkes. Gütersloh hat drei syrisch-orthodoxe Gemeinden und ist Heimat für mehrere tausend Aramäer*innen.