Schüler*innen des SG und die Erinnerung an den „Großen Krieg“
Bereits zum zweiten Mal fuhr der Projektkurs „Erinnerungskultur“ der Jahrgangsstufe Q1 im November 2022 nach Mesen in Westflandern, um dort am Projekt „AMIKEJO“ teilzunehmen. Das Projekt, an dem außer dem SG noch das Candae-College Duiven aus den Niederlanden und die Schakelklas-WE DO- aus Roeselare in Belgien teilnehmen, beschäftigt sich explizit mit der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg und der Verständigung untereinander.
Die Schüler*innen der drei Schulen arbeiteten vor Ort in sogenannten „buddygroups“ zusammen, in denen sich von jeder Schule ein Teilnehmer/eine Teilnehmerin befand. Gemeinsam bearbeiteten sie grundlegende Themen, tauschten sich über aktuelle Bezüge aus und besuchten verschiedene Erinnerungsorte. So stand auch dieses Jahr der Besuch des deutschen Soldatenfriedhofs in Langemark auf dem Plan, wo den Schüler*innen des SG die Aufgabe zukam, ihren „buddygroups“ den „Mythos von Langemarck“ zu erklären. Dadurch entwickelten sich Gespräche und Gedanken hinsichtlich der Grausamkeit und Unnötigkeit des Krieges.
Das Projekt zeichnet sich durch gruppenbildende Maßnahmen in Kombination mit Wissenserweiterung und Gedanken zum „Großen Krieg“ und der unterschiedlichen Erinnerungskultur aus, gleichzeitig wird auch Bezug genommen auf heutige Konflikte und die Folgen aus ihnen. So lassen sich die Programmpunkte „Flanders Fields Museum“, Ijzertoren in Diksmuide, der Besuch einer Flüchtlingsunterkunft, ein abendliches Lagerfeuer und einige Workshops zum Thema „Basic needs“ im Sinne der Projektidee gut kombinieren.
Als Höhepunkte des Programms lassen sich bestimmt die Teilnahme am „Last Post“ in Ypern, der Besuch des Dodenganges in Diksmuide und das Fußballturnier auf dem Sportplatz des Hostels, dem Peace-Village in Mesen, bezeichnen.
Beim „Last Post“ unter dem imposanten Menin-Tor legten Schüler*innen des Projektes einen Kranz nieder. Jeden Abend wird am Menin-Tor den gefallenen Soldaten des britischen Empires gedacht, mit militärischen Ehren und zahllosen Zuschauern. Die Schüler*innen zeigten sich fasziniert davon, dass eine alltägliche Gedenkveranstaltung so viele Menschen anzieht.
Der Dodengang in Diksmuide ist ein erhaltener Schützengraben der belgischen Armee. Die Teilnehmer*innen konnten somit hautnah miterleben, wie eng die Wege waren, wie hoch die Gefahr war, von außen sichtbar zu sein. Da es an den Tagen zuvor stark geregnet hatte, wurde das Empfinden für die unzumutbare Lage der Soldaten im Ersten Weltkrieg noch gesteigert, da die Wege sehr matschig und schlecht passierbar waren.
Einen Abschluss im Sinne des „Christmas Truce“, dem Weihnachtsfrieden 1914, als eine kleine Gruppe, unweit von Mesen, ein Fußballspiel bestritt, stellte ein kleines Fußballturnier dar, in dem gemischte Mannschaften zeigten, dass die letzten Tage dazu beigetragen hatten, aus drei kleinen Gruppen eine Große zu kreieren.
„AMIKEJO“, in Esperanto „Ort der Freundschaft“, kann also auch in diesem Jahr als gute Beschreibung des Projektes bezeichnet werden. Vor Ort waren Freundschaften entstanden, der Abschied war geprägt von dem Gefühl, gemeinsam wichtige Erkenntnisse gewonnen und neue Erfahrungen gemacht zu haben, die zeigten: Europa muss ein solcher Ort der Freundschaft sein, damit der europäische Gedanke nicht (wieder) verloren geht.
von Charlotte Läzer und Michael Brunnert