21.01.2023 (älterer Beitrag)

Die Erinnerung in die Zukunft tragen – Perspektiven auf den Holocaust in der 4. Generation

Gedenkveranstaltung zum Holocaust-Gedenktag in der Stadtbibliothek, 30.01.2023, 19.00 Uhr

Im Zentrum der Veranstaltung steht der Beitrag einer Schüler*innengruppe des Städt. Gymnasiums Gütersloh. Die Schüler*innen besuchten im vergangenen Frühjahr die Gedenkstätte des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers Auschwitz und werden am 30.01. Perspektiven und Eindrücke ihres Besuches schildern. Bei dem Versuch, sich der Geschichte des Holocaust und insbesondere der des Konzentrations- und Vernichtungslagers zu nähern, bewegten sich die Schüler*innen immer wieder zwischen den scheinbar unvereinbaren Gegenpolen der abstrakten Zahlen und Fakten auf der einen Seite, die das Geschehene unbegreiflich erscheinen lassen und den unzähligen biographischen Zugängen auf der anderen Seite, die den Opfern des Holocaust ein Gesicht und eine Stimme geben und gleichzeitig einen Zugang bieten, die Dimensionen des Holocaust zu erahnen.

Der Beitrag soll genau diesen Widerspruch thematisieren und durch regionale, stadtgeschichtliche Beispiele zeigen, dass der Horror der NS-Vernichtungsmaschinerie nicht nur im 1000 Km entfernten Auschwitz sein menschenverachtendes Gesicht zeigte, sondern dass die Verfolgung, Entrechtung und Diffamierung der jüdischen Opfer bereits in Ihrer Heimat – so auch in Gütersloh – begonnen hat und den Weg zum Völkermord an den europäischen Juden erst ermöglichte.

Zudem zeigt die Schüler*innengruppe ganz konkret „Gesicht gegen das Vergessen“ und wird eine mit Porträts angefertigte Leinwand präsentieren, um sichtbar zu machen, dass Ihnen auch fast 80 Jahre nach der Befreiung Auschwitz die Erinnerung an den Holocaust und das Gedenken an die Opfer wichtig ist. Diese Haltung möchten die SuS zusätzlich in persönlichen Statements verbalisieren und somit dem Gedenken und der Erinnerung der 4. (Nachkriegs-) Generation eine Stimme geben.

Eingerahmt wird der Beitrag der SuS durch Reflexionen von Thomas Ostermann und Hans Werner Küster, die sich der „Ambivalenz der Erinnerung“ widmen werden. Thomas Ostermann blickt hierbei auf die beiden konkreten Daten des 27. Januars, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und dem 30. Januar, der als Tag der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahre 1933 gilt und noch heute im kollektiven Gedächtnis vielfach in den Worten der NS-Propaganda als „Tag der Machtergreifung“ verankert ist. Heinz-Werner Küster blickt ebenfalls auf ein ganz besonderes Datum – den 09. Mai 1945. Einen Tag nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches kreuzten sich die Wege eines 22-jährigen Wehrmachtssoldaten und eines überlebenden ehemaligen polnischen Häftlings des KZ Auschwitz; genau dort, wo noch wenige Monate zuvor die Mordmaschinerie der Nationalsozialisten auf Hochtouren lief. Mittlerweile wurde das Gelände durch die Rote Armee als Kriegsgefangenenlager genutzt. Die Veranstaltung wird mit dem Verlesen und Gedenken der Gütersloher Opfer des Holocaust abschließen.